Das Akustikusneurinom, auch Vestibularisschwannom genannt, ist ein gutartiger Tumor, der sich aus den Schwann-Zellen des Gleichgewichtsnervs (Nervus vestibularis) entwickelt. Er wächst langsam und gehört zur WHO-Klassifikation Grad 1. Häufig ist der Tumor im inneren Gehörgang oder im Kleinhirnbrückenwinkel lokalisiert.

Das Team um Prof. Dr. med. Veit Braun, Chefarzt der Neurochirurgie am Diakonie Klinikum Jung-Stilling in Siegen, verfügt über langjährige Erfahrung in der Behandlung dieser seltenen Erkrankung. Mit einer jährlichen Inzidenz von etwa einem Fall pro 100.000 Menschen tritt das Akustikusneurinom bevorzugt im mittleren Lebensalter auf. Eine besondere Form zeigt sich bei der Neurofibromatose Typ 2, bei der der Tumor beidseitig auftreten kann.

Akustikusneurinom: Symptome und Verlauf

Ein erstes Anzeichen ist oft eine einseitige Hörminderung. Weitere Symptome können Ohrgeräusche (Tinnitus), Schwindel, Benommenheit, Gleichgewichtsstörungen, Müdigkeit oder Gefühlsstörungen im Gesicht sein. In fortgeschrittenen Stadien können auch eine Gesichtslähmung (Fazialisparese) oder Gangunsicherheiten auftreten.

Da das Akustikusneurinom meist langsam wächst – etwa ein bis zwei Millimeter pro Jahr – bleibt es über längere Zeit stabil, kann jedoch mit zunehmender Größe Beschwerden verursachen.

Diagnostik des Akustikusneurinoms

Zur sicheren Diagnose wird eine Magnetresonanztomografie (MRT) mit Kontrastmittel eingesetzt. Hierdurch lässt sich der Tumor als klar abgegrenzte, kontrastmittelaufnehmende Struktur erkennen. Ergänzend können hörphysiologische Tests wie das Tonschwellenaudiogramm oder die Hirnstammaudiometrie (BERA) zur Überprüfung der Hörnervenfunktion durchgeführt werden. Die Größe und Ausbreitung des Tumors wird anhand der Hannover-Klassifikation bestimmt.

Röntgenaufnahme von Schädel mit Akustikusneurinom

Akustikusneurinom – Therapieoptionen

 

Die Wahl der Therapie hängt von der Tumorgröße, der Symptomatik und dem allgemeinen Gesundheitszustand der Patientin oder des Patienten ab.

  • Beobachtung („Wait and Scan“): Kleine, symptomarme Tumoren werden regelmäßig per MRT kontrolliert.
  • Mikrochirurgische Entfernung: Bei wachsenden oder symptomatischen Tumoren ist eine operative Entfernung oft die bevorzugte Methode.
  • Radiochirurgie und stereotaktische Strahlentherapie: Diese nicht-invasiven Behandlungsoptionen eignen sich besonders für ältere Patienten oder kleine Tumoren.

Akustikusneurinom: Lebenserwartung, Nachsorge und Prognose

 

Nach einer Behandlung sind regelmäßige MRT-Kontrollen über einen Zeitraum von bis zu fünf Jahren notwendig, um mögliche Rückfälle frühzeitig zu erkennen. Bei vollständiger Entfernung ist die Prognose gut, und die Lebenserwartung bleibt in der Regel unbeeinträchtigt. Maligne Verläufe sind äußerst selten.

 

„Dank moderner neurochirurgischer Verfahren lassen sich heute maßgeschneiderte Behandlungsstrategien entwickeln, die die Lebensqualität von Patientinnen und Patienten mit Akustikusneurinom bestmöglich erhalten.“

Prof. Dr. med. Veit Braun, Chefarzt der Neurochirurgie am Diakonie Klinikum Jung-Stilling