Bergmedizinische Ambulanz

Höhenmedizinische Sprechstunde

Bergambulanz
Das Diakonie Klinikum Jung-Stilling in Siegen bietet für alle Bergsportbegeisterten einen neuen Service an. Professor Dr. Veit Braun, Chefarzt der Neurochirurgischen Klinik, ist nicht nur selbst in den Bergen und als Marathonläufer aktiv, er besitzt auch das International Diploma for Mountain Medicine. In seiner Höhenmedizinischen Sprechstunde können Sie sich vor Ihrem Höhentrekking beraten lassen, wie Sie Ihr gesundheitliches Risiko bei Ihrer geplanten „high altitude expediton“ minimieren können.

Kilimandjaro, Everest base camp, Aconcagua, Trekking und Bergsteigen in großer Höhe ist längst nicht mehr nur den Profi-Expeditionen vorbehalten, sondern für Jedermann buchbar. Von den Veranstaltern wird dabei meist nicht überprüft, ob die Teilnehmer die technischen oder gesundheitlichen Voraussetzungen mitbringen, um die Tour überhaupt zu schaffen. Während in den Alpen die Bergrettung mittels Helikopter flächendeckend zur Verfügung steht, ist dies im Himalaya oder den Anden, wenn überhaupt, nur gegen Vorkasse zu bekommen, und das wird teuer!

Die akute Bergkrankheit kann jeden, auch den Besttrainiertesten, treffen, und kann in ein tödliches Höhenhirn- oder Höhenlungenödem einmünden. In unserer Sprechstunde erfahren Sie nicht nur, wie Sie Ihr individuelles Risiko minimieren können. Wir beraten Sie auch, was in Ihre Reiseapotheke gehört.

Akute Bergkrankheit

Akute Bergkrankheit
Prinzipiell ist jeder anfällig! Die akute Bergkrankheit ABK bzw. AMS ist unabhängig vom Geschlecht, Alter, der körperlichen Fitness, dem Gewicht, oder dem Alkohol- bzw. Nikotinkonsum. Ein erhöhtes Risiko liegt vor, wenn man früher schon einmal eine ABK hatte, auch Jugendliche und Kinder scheinen etwas anfälliger zu sein.

Die ABK tritt erst bei einem Aufenthalt auf über 2.500 Meter Höhe auf, und zwar mit einer Verzögerung von vier bis 24 Stunden. Die schlimmsten Beschwerden hat man meist am zweiten und dritten Tag. In der Regel tritt innerhalb von ein bis zwei Tagen eine spontane Erholung auf, wenn kein weiterer Höhengewinn erfolgt. Die Symptome sind Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Appetitlosigkeit, Schlafstörungen und periphere Ödeme. Auch die Körpertemperatur kann um über ein Grad Celsius ansteigen.

Was kann man im Vorfeld tun?

Die wichtigste Prophylaxe-Maßnahme ist die Vorakklimatisierung. Denn ohne Vorakklimatisation liegt das Risiko schon bei zwölf Prozent. Wenn man dann noch zu schnell aufsteigt, werden sogar 32 Prozent der Höhentrekking-Teilnehmer akut bergkrank. Und zu schnell aufsteigen heißt: mehr als 500 Meter pro Tag bis zur nächsten Schlafhöhe aufzusteigen. Nicht umsonst steigt man am Mount Everest vom Basislager mehrfach zum vorgeschobenen Basislager ABC auf und kehrt wieder um, damit man wieder auf der Ausgangshöhe schläft. Noch höher ist das Risiko, wenn man bereits früher einmal bergkrank war. Diese Bergsteiger haben dann schon ein Risiko von 59 Prozent, ab 2.500 Meter Probleme zu bekommen, wenn sie ohne Vorakklimatisation zu rasch aufsteigen.

Mit Vorakklimatisation und langsamem Aufstieg liegt das Risiko für eine ABK nur bei vier Prozent. Bergsteiger mit einer ABK in der Vorgeschichte können ihr Risiko so auch auf zwölf Prozent senken.

Bergmedizin

Denken Sie also daran, wenn Sie ein Angebot wie dieses lesen:

„Kilimandjaro Besteigung – sechs Tage über die Marangu Route. Diese Route, von den meisten Besuchern gewählt, ist die einfachste Strecke, um den Gipfel des Kilimandjaro zu erreichen. Sie ist nicht sonderlich steil, und damit einfach zu bewältigen.“

Wählen Sie lieber die 14 Tage Version, bei der Sie sich vorakklimatisieren können, dann haben Sie eine viel bessere Chance, gesund auf den Gipfel zu kommen. Vorakklimatisation heißt, dass man mindestens vier Nächte auf über 3.000 Meter Höhe verbracht hat.

Natürlich gibt es auch Medikamente, die man im Fall der Fälle einsetzen kann. Diese ersetzen aber nicht die Vorakklimatisation und den langsamen Aufstieg. Sie dienen dazu, das Restrisiko noch weiter zu senken. Achtung: Null-Risiko gibt es auch dann nicht. Bekommt man Symptome: Ruhetag einlegen. Wird es nicht besser: lieber wieder etwas absteigen und warten, denn wenn zu den Symptomen der ABK neurologische Störungen (Gangunsicherheit, Bewusstseinstrübung) hinzu kommen, liegt ein akut lebensbedrohliches
Höhenhirnödem HACE vor. Wer dann nicht vernünftig ist, spielt mit seinem Leben!

Und denken Sie daran: wenn Sie schwerwiegende Vorerkrankungen haben, klären Sie vorher ab, ob Sie höhentauglich sind (COPD, Asthma, Herzinfarkt). Nehmen Sie eigene Medikamente in ausreichender Anzahl mit (Diabetes, Schilddrüse, Blutdruck usw.).

Aber wenn Sie das zuvor Gesagte beherzigen, brauchen Sie mit großer Wahrscheinlichkeit keinen Bergdoktor und können Ihre Berge genießen.