Das Gehirn benötigt eine kontinuierliche und vor allem immer gleichbleibende Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen – egal ob wir schwer arbeiten, entspannen oder schlafen. Daher muss der Blutkreislauf in jedem Fall aufrecht erhalten werden, denn schon eine Unterbrechung der Blutversorgung über mehr als drei Minuten führt zu dauerhaften Funktionsstörungen des Gehirns. So ist es logisch, dass Erkrankungen, welche die Blutzirkulation beeinträchtigen, immer lebensbedrohlich sind und behandelt werden müssen. Da diese meist plötzlich einsetzen, hat sich für die Art Erkrankung der Begriff „Schlaganfall“ eingebürgert.
Durch Computer- und Kernspintomographie sowie Angiografie wissen wir heute, dass es ganz unterschiedliche Ursachen für einen Schlaganfall gibt, die auch verschiedenartig behandelt werden müssen. Die operative Behandlung an Blutgefäßen des Gehirns (im Fachbegriff vaskuläre Neurochirurgie) gehört zu den kompliziertesten Operationen, die es in der Neurochirurgie gibt. Unsere Klinik ist eine der wenigen deutschen neurochirurgischen Abteilungen, welche von der DGNC, der Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie, als vaskuläres Zentrum zertifiziert wurde, wodurch die besondere Kompetenz auf diesem Gebiet bestätigt wird. Daher wurde unsere Klinik auch für die Teilnahme an der internationalen STICH Studie (Surgical Trial in Intracerebral Haemorrhage/chirurgische Studie über zerebrale Blutungen) ausgewählt, welche die bestmögliche Therapie bei spontanen oberflächlichen Gehirnblutungen evaluiert.
Man unterscheidet beim Schlaganfall einerseits zwischen den Durchblutungsverminderungen (klassischer Schlaganfall = Hirninfarkt) auf Grund von Blutgefäßverengung oder von Gefäßverstopfungen. Andererseits entsteht ein Schlaganfall durch Gehirnblutungen. Hierfür sind Blutgefäßmissbildungen (Aneurysmen , Angiome ) oder hoher Blutdruck, außerdem blutverdünnende Medikamente die Auslöser. Folglich sind die Behandlungen völlig unterschiedlich.
Ohne Hightech geht es aber in keinem Fall. Viele Erkrankungen können ohne jeden Schnitt direkt von innen heraus über die Blutgefäße behandelt werden. Aneurysmen werden mittels Platinspiralen (Coils), Angiome anhand von Spezialklebern (Onyx ®) verschlossen und Gefäßverengungen mit Hilfe von Drahtgittern (Stents) wieder eröffnet. Dazu haben wir 2010 in eine moderne Angiografieanlage über eine Million Euro investiert. Wir können die Gefäße gleichzeitig in zwei verschiedenen Ebenen detailgenau darstellen, sofort 3D-Rekonstruktionen erstellen und dabei die Röntgenstrahlenbelastung um 30 Prozent reduzieren.
In den Fällen, in denen eine Operation von innen heraus nicht möglich ist, stehen uns OP-Mikroskope auf hohem medizin-technischem Niveau zur Verfügung. Auch hier wurde mehr als eine halbe Million Euro investiert. Wir können nicht nur detailgetreu in hoher Vergrößerung operieren, sondern direkt bei der OP mit Hilfe der Fluoreszenzangiografie kontrollieren, ob die Gefäßmissbildungen verschlossen und alle wichtigen Blutgefäße frei durchgängig sind.